Benedikt Bayer verstorben
Mit dem Griesheimer Benedikt Bayer ist eine der prägendsten Persönlichkeiten des Starkenburger Schachs verstorben. Benedikt Bayer wurde am 19.11.1937 in Bukin (Serbien) geboren und kam in der Folge des Zweiten Weltkriegs und der Vertreibung schließlich nach St. Stephan, dem heutigen Ortsteil Griesheims. Er engagierte sich früh ehrenamtlich für den Sport. In den 50er-Jahren zunächst im Fußballbereich, später dann als Mitbegründer des 1976 entstandenen Schachvereins Griesheim.
Dort war er mit einer fast 30jährigen Vorstandsarbeit in unterschiedlichen Funktionen eine wesentliche Stütze seines Vereins. Doch stilbildend und prägend war Benedikt Bayers Engagement für internationale Schachkontakte. Seine interessierte Offenheit und Herzlichkeit ebneten den Weg für ungewöhnliche Verbindungen, die das schachliche Einerlei bereicherten und in Erinnerung bleiben.
So zunächst die internationalen Jugendturniere, die der Schachverein Griesheim in den 80er-Jahren ausrichtete und dabei Gäste aus Ost- und Westeuropa nach Südhessen einlud. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang insbesondere die Kontakte nach Ungarn und in die Sowjetunion.
Das Ende des Ost-West-Konflikts und die Öffnung der Grenzen boten Benedikt Bayer den Rahmen, auf diesem Gebiet weitere Schlaglichter zu setzen. Zu nennen sind hier die langjährigen Kontakte ins ungarische Kecskemét und in Darmstadts polnische Schwesterstadt Plock, die er im März 1990 mit einem ersten Besuch einleitete. Die Kontakte nach Plock hatten in der Folge 20 Jahre mit Besuchen und Gegenbesuchen Bestand. Sie waren auch der Anlass für meine eigene sehr enge Verbindung zu ihm. Denn Benedikt Bayer hatte mit Blick über die Griesheimer Vereinsgrenzen hinaus die Basis erweitert und mich als damaligen Vorsitzenden der Schachabteilung von Grün-Weiß Darmstadt (später zum Schachforum Darmstadt fusioniert) für die städtepartnerschaftliche Arbeit gewonnen und begeistert.
Dies eröffnete eine völlig andere schachliche Ebene und unvergleichliche Erlebnisse weit über das Schach hinaus mit zahlreichen gemeinsamen Reisen.
Auch im professionellen Bereich setzte Benedikt Bayer ganz neue Maßstäbe. Mit einem Frankfurter Unternehmen als Sponsor gelang es dem SV Griesheim, Anfang der 2000er Jahre ein GM-Turnier zu organisieren und über einige Jahre hinweg in St. Stephan zu veranstalten. Internationale Spitzenspieler gaben sich in St. Stephan ein Stelldichein. All dies wäre ohne das private Engagement Benedikt Bayers undenkbar gewesen.
Denn er öffnete sein Haus für Gäste, die sich aus diesem Anlass in Griesheim aufhielten, zum Übernachten und versorgte sie mit der ihm eigenen Herzlichkeit. Diese engagierte Herangehensweise war letzlich auch ein Schlüssel zum Griesheimer Weg in die Schachbundesliga, an der die Südhessen mit einer sehr überschaubaren finanziellen Ausstattung an mehreren Spielzeiten teilnahmen.
Auszeichnungen in Plock für sein herausragendes Engagement sowie der Ehrenbrief des Landes Hessen für sein jahrzehntelanges Arbeiten in Vereinen waren Schlaglichter der Wertschätzung. Anzumerken ist allerdings, dass Benedikt Bayer auf solche Würdigungen keinen besonderen Wert legte, sondern lieber im Hintergrund arbeitete. Dies aber mit einem hohen Anspruch und einer eigenen prägnanten Meinung.
Als Ratgeber, Freund und auch Vorbild wird er vielen Schachspielern fehlen, die sich im Zweifel immer auf ihn verlassen konnten. In den letzten Jahren, gerade auch während der Corona-Pandemie, aber auch mit zunehmendem Alter, hatte er sich aus dem schachlichen Tagesgeschäft mehr und mehr zurückgezogen.
Am 8.12.2022 verstarb Benedikt Bayer kurz nach seinem 85. Geburtstag. Für seine Freunde weit über Griesheim hinaus wird er unvergessen bleiben.
Holger Bergmann